Zwetana Penova,
Service & Product Design

Ich mache bei einem Mooc mit! Learning Creativ Learning am MITLab

Published February 19, 2013

Mein Handy blinkt – eine Nachricht von Phillip Schmidt, mit der er mich an die zweite Vorlesung erinnert. Eine Nachricht an mich und an 8.942 (!) weitere Menschen, die sich für den Online-Kurs „Learning Creative Learning“ am MITLab angemeldet haben. Schnell prüfe ich den Stand meiner Arbeitsgruppe – die erste praktische Aufgabe haben alle erledigt, Céline hat sogar schon alle Texte gelesen. Ich muss mich beeilen.

Wie bin ich dazu gekommen, einen Online-Kurs zu belegen? Die Antwort liegt nahe: Ich arbeite für einen Bildungsverlag, und das Thema „digitales Lernen“ hat, spätestens mit dem Boom von Moocs in den letzten zwei Jahren, neue Aktualität erhalten. Die Vorlesungen der Khan-Academy, Moocs aus Stanford und Harvard, die Gründung der Coursera, um nur ein paar Beispiele zu nennen, haben die traditionelle Auffassung von „Wissensvermittlung“ ins Wanken gebracht.

(Mehr zu diesem Thema hier).

Die Vor- und Nachteile von Online-Vorlesungen werden ausgiebig diskutiert. Bei der Konzeption von digitalen Systemen und Produkten stelle ich immer wieder fest, dass mir eine eigene, subjektive Erfahrung mit dem Online-Lernen tatsächlich fehlt. Wie kann ich als Designer eine optimale Online-Umgebung für Lernende und Lehrer konzipieren, ohne selbst einmal solche Lernsituationen erlebt zu haben?

Bei einer Veranstaltung von Co:llaboratory bin ich einem Impuls nachgegangen, der Einladung von Phillip Schmidt vom MITLab zu folgen und habe mich für den Kurs „Learning Creative Learning“ angemeldet. Der Vortrag hieß übrigens: „Warum das MIT Media Lab kein Fan von Online Kursen ist. Wie könnte ich dieser Einladung widerstehen?

Über meine Erkenntnisse und Beobachtungen aus dem Kurs werde ich hier erzählen.

Zunächst ein paar Daten:

Veranstalter

Learning Creative Learning ist eine Vorlesungsreihe der Lifelong Kindergarten-Gruppe des MITLab. Der Kurs wird von dem legendären Mitch Resnick geleitet. Sein Ziel ist es, das kreative und kollaborative Potenzial von Technologie Kindern, und in unserem Fall auch Erwachsenen, nahezubringen. Im Verlaufe des Kurses werden auch andere renommierte Dozenten Vorlesungen und Online-Diskussionen durchführen.

Teilnehmer

Mit diesem Kurse möchte MITLab vor allem, aber nicht ausschließlich, Designer, Konzepter, Entwickler und Lehrer weltweit ansprechen, die digitale Medien gestalten oder digitale Medien kreativ im Unterricht nutzen.

Themen

Ziel ist es, individuelle Strategien und Ideen zu entwickeln, die dabei helfen, Technologie im kreativen Lernprozess zu nutzen. Jede Woche wird ein bestimmter Schwerpunkt besprochen: z.B. konkretes Denken, Ideen-Entwicklung, interessorientiertes Lernen, kollaboratives Lernen etc.

Organisation

Die Kommunikation läuft ausschließlich durch Google+. Sieben Moderatoren kümmern sich um die ganze Infrastruktur und den Informationsfluss. An dieser Stelle: vielen, vielen Dank! 8.943 Menschen aus der ganzen Welt (Verteilung auf der Karte) haben sich angemeldet. Wir wurden in kleine Gruppen von 5-10 Leuten aufgeteilt. In meiner Gruppe sind wir 7 Leute aus verschiedenen Ländern (Irland, USA, Deutschland, Argentinien etc.) mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen (Lehrer, Designer, Entwickler). Die Vorlesungen werden „live“ aus dem MITLab-Vorlesungssaal übertragen und bleiben danach online. Die Leselisten mit Büchern, Artikellinks und Videos werden im Googledrive abgelegt.

Meine ersten Eindrücke

Was mich besonderes überrascht – ich bin (noch) sehr motiviert und vergnügt! Als kritischer Punkt wird bei Moocs oft die nicht ausreichende Selbstmotivation beim Lernen erwähnt. Das Bild eines Lernenden, der isoliert, ohne Kontakt zu anderen Studierenden, vor dem Computer sitzt, wirkt in der Tat nicht besonders attraktiv. Es fehlt das „Campus“-Gefühl, das man von der Uni kennt. Jedoch mache ich gerade die Erfahrung, dass auch eine Online-Gemeinschaft in einem intensiven Austausch und Dialog miteinander stehen kann.

Die zweite positive Erfahrung: Die Eröffnungsvorlesung war sehr inspirierend und bewegend. Inhaltlich brillant und herzlich vermittelt, hat sie mich darin bestätigt, den Kurs weiter zu machen.

Eine Berliner Gruppe hat sich nun auch schon gebildet. Ich freue mich darauf, sie „live“ zu treffen. Spätestens beim Marshmallow-Challenge.